Wer schon einmal in einer lauen, windstillen Sommernacht am Strand entlang spaziert ist oder sogar ein nächtliches Bad in den Fluten genommen hat, der weiß vielleicht, wovon die Rede ist. In einigen wenigen warmen Nächten im Jahr, meist im Juli, August oder auch noch an besonders warmen Septembertagen, wenn die Flut erst am Nachmittag bis Abend über das von der Sonne erhitzte Wattenmeer aufläuft, fangen Meer und Brandungszone der Wellen plötzlich an, geheimnisvoll bläulich-grün zu schimmern.
Entgegen der Bezeichnung ist es allerdings nicht das Meer, das hier leuchtet, sondern mikroskopisch kleine Einzeller, die sich zu bestimmten Zeiten in der Nordsee zu Millionen anhäufen. Sie werden von den Wissenschaftlern „Dinoflagellaten“ oder auch „Panzergeißel-Algen“ genannt. Diese Mikroorganismen haben die Fähigkeit, kurzzeitig körpereigene Leuchtstoffe herzustellen, auch als „Biolumineszenz“ bekannt. Dieses Phänomen kennt wahrscheinlich jeder bereits von den Glühwürmchen; am häufigsten tritt es allerdings bei Meereslebewesen, vor allem bei vielen Bewohnern der Tiefsee, auf.
Die Panzergeißel-Algen der Nordsee werden besonders durch äußere Reize wie das Brechen der Wellen oder Schwimmbewegungen eines Menschen angeregt, zu leuchten. Schon wenn man mit der Hand oder dem Fuß durch das Wasser streicht, kann man mit etwas Glück einige Lichtblitze sehen.Am besten macht man sich ein eigenes Bild von diesem sagenumwobenen Naturschauspiel im Wattenmeer. Ein ruhiges, windstilles Meer und warme Nächte mit Gewitterstimmung eignen sich besonders gut dazu, das mysteriöse und manchmal auch etwas unheimliche Meeresleuchten zu beobachten. Mit ein bisschen Glück wird man für das lange Aufbleiben belohnt und erlebt, wie das aus der Tiefe leuchtende Meer und das sich auf dem Wasser spiegelnde Mondlicht miteinander um die Wette funkeln.